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Rhizome ohne Profit

Tilman Baumgärtel   17.04.98

Zuerst die schlechte Nachricht: nach der Internationalen Stadt, Word.com und Adaweb ist mit  Rhizome nun ein weiteres kulturelles Internet-Projekt in finanzielle Bedrängnis geraten.

Und nun die gute: Im Gegensatz zu den oben genannten Projekten bleibt Rhizome der Netz-Community erhalten. Finanziert wird die Website und Mailingliste - wie schon bisher - durch die Multimedia-Datenbank "Stock Objects", bei der Internet-Designer gegen Gebühren Gestaltungselemente für ihre Websites erwerben können.

So war es schon bisher, und eigentlich hat sich also nichts verändert. Neu bei Rhizome ist lediglich die Erkenntnis, daß mit einer Mailingliste, die sich mit kulturellen Themen befaßt, kein Geld zu verdienen ist. Vor Ostern kündigte Rhizome-Gründer Mark Tribe darum in einer Email an alle Rhizome-Abonnenten an, daß das Online- Projekt fort an "non-profit" betrieben wird. Aus com wird org und das Geld für den Betrieb der Mailingliste und der dazugehörigen Website soll mit "Stock Objects" verdient werden. Bis auf weiteres bleibt also alles beim alten: Außer Mark Tribe arbeiten Alex Galloway und Rachel Greene in Manhattan weiter an Rhizome.

Rhizome war 1996 von Mark Tribe und Garnet Heraman gegründet worden, um eine Diskussionplattform für Netz- und Medienkunst- Interessierte und -Schaffende zu stellen. Über die Liste "Rhizome Raw" gehen ungefilterte Diskussionen, auf dem jeden Freitag erscheinenden "Digest" werden die wichtigsten Meldungen und Postings zusammengestellt. Seit November 1997 betreibt Rhizome zusammen mit der Kunstzeitschrift Leonardo eine weitere Liste. Alle Postings werden auf der Website gesammelt, und dort mit einem etwas idiosynkratischen Index-System zugänglich gemacht. Seit August 1997 gibt es Stock Objects, das der Firma ein stabiles Einkommen sichern soll, nachdem zuerst die Mailingliste und Website durch Werbung finanziert werden sollten.

Trotz - oder wegen - der kommerziellen Ausrichtung hat Rhizome in der Netzkunst- und Medienkunst-Szene nie die gleiche Bedeutung wie zum Beispiel  Nettime bekommen. Jetzt wollen die Rhizome-Betreiber in punkto kulturellem Kapital aufholen: in diesem Jahr soll ein eigenes Rhizome-Buch erscheinen.


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